neue hanauer zeitung Nr. 54, 1989/90


Kanada: Deutscher Uranabbau zerstört Indianergebiet

Der "Uran-Brennstoffkreislauf" für den Betrieb der Kraftwerke oder der Rohstoffe für Bomben ist nicht im Bewußtsein der Menschen von industrialisierten Staaten und kaum bekannt. Er beginnt nicht erst in der Brennelementfabrik in Hanau oder der Urananreicherungsanlage in Gronau/Westfalen, sondern in den Uranbergwerken der Welt.

Seit längerer Zeit wird mit totaler Ignoranz und betrügerischen Machenschaften ein atomarer Kolonialismus von bundesdeutschen Firmen betrieben, an deren Gründung und Betrieb der Bund, die Länder und Gemeinden teilweise federführend beteiligt sind.

Ohne Einwilligung der Stammesvölker fördern seit den sechziger Jahren die Frank-furter Urangesellschschaft, die Uranerz GmbH und die Sarburg-Interplan Uran GmbH den kommerziellen Atom-Falbut und betreiben dadurch bewußten Völkermord.

Die Rauptfördergebiete des Urans liegen zu 80% in Regionen der "Dritten Welt" und in Gebieten von Industrielandem, in denen indigene Völker seit Jahrtausenden leben. Diese Nationen besitzen neben uraltem Gewohnheitsrecht der Besiedelung oft auch völkerrechtliche Verträge ihrer Landesrechte. Sie haben weder ihr Land verkauft noch abgetreten, in vielen Fällen sind sie auch nicht mili-tärisch besiegt worden (z.B. Hopi, Havasupai, Inuit)

46 % DES URANVERBRAUCHS DER BRD AUS DEN KÄLTEZONEN KANADAS

Aktuellstes Beispiel ist die Frankfurter Urangesellschaft. Ihr "Nationales Opfergebiet" liegt diesmal In den Kältezonen Kanadas am Baker Lake.

Zur "Deckung des naionalen Energiebedarfs" wird mit zynischer Unbekümmertheit über die Folgen des Uranabbaus hinweg- und einem neuen Höhepunkt entgegengesehen. Ab 1993 will die Frankfürter Urangeselischaft in ihrer "Rohstoffkolonie" für zehn Jahre im offenen Tagebau täglich 15.000 Tonnen Material bewegen, tägluch 1000 Tonnen Uranerz för-den und an Ort und Stelle in einer chemischen Fabrik jährlich 1600 Tonnen Uran 308 (Yellow Cake) verarbeiten - das wären 46 % des bundesdeutschen Uranverbrauchs.

Hand in Hand mit der jeweiligen Regierung wird im Eiltempo der ökologische Holocaust für ein künstliches Universum vorangetrieben, in einer abgeschiedenen Region "Infrastruktur" geschaffen (über 50 Quadrat-kilometer werden beansprucht für Straßen, Flugplatz, Hafen, Fabriken, Unterkünfte etc.)

Die deutsche Bundesregierung stellt weiterhin 50 % Steuergelder bereit, sie macht sich zum Handlanger der Multis. Sie unterstützt die Frankfurter Urangesellschaft in Kulturzerstörung und Völkermord und betreibt danlit den Ökozid

Inuit/Eskimo, heimische Tiere und Pflanzen sind die ersten Leidtragenden dieses Raubbaus.
Über die Auswirkungen des Uranabbaus im Permafrostgebiet (taut im Sommer 20 - 200 cm auf) liegen bis heute keine Erfahrungswerte vor. Baker Lake ist eines der windstärksten Gebiete Kanadas.

STÄNDIGE VERSEUCHUNG ZU ERWARTEN

Von den Abraumhalden und Tailings wäre eine ständige Verseuchung durch Radon 222 und Thorium über Jahrtausende zu erwarten. Radioaktive Zerfallsstoffe werden sich in die Nahrungskette von Mensch und Tier eingliedem. Von einer Rekultivierung der betroffenen Gebiete kann keine Rede sein, sie ist auch gar nicht vorgesehen. Tritt die befürchtete Erderwärmung ein, könnte der tauendeBoden durch die Dämme der Rückstandshaldennicht mehr zurückgehalten werden.

In sensiblen Ökosystemen wie der kanadischen Arktis bedeutet industrielle Entwicklung im allgemeinen soziales Chaos und ökologische Kathastrophe.

Obwohl 1979 durch Gerichtsurteil den Inuit die Region Baker Lake zuerkannt wurde, will die Frankfurter Urangeselischaft im Rausch eines klassischen Kolonialismus und Imperialismus an ihrem Projekt festhalten. Das Stammesland wird schlicht zum "menschenleeren Raum" erklärt.

2,5 MILLIONEN TONNEN STRAHLENDE RÜCKSTÄNDE

Unter dem poetischen Namen "Lone Gull" (einsame Möwe, Gull bedeutet allerdings auch Narr oder Tölpel) sollen 2,5 Millionen Tonnen strahlende Rückstände, soll die völlige Zerstörung der vorgefundenen Welt zugunsten einer Technologie für Leute im eurozentrischen Denkkoma eine angenehine Lebensweise schaffen.

95 % der Uran-Energie verbleiben im Industrieland - atomar verstrahlter Abfall aus AKWs soll am besten wieder in die "Dritte Welt" zurück.

Wer nicht begreifen will, daß das weltweite Engagement für die letzten Stammesvölker mit unserem eingenen Überleben zu tun hat, wird auch nicht begreifen, daß sich das Überleben dieser Gesellschaften nicht in den Menschenzoos (Reservaten), in Bibliotheken und Museen Europas konservieren läßt.

Wir sind nicht geboren, um die Natur zu beherrschen oder Sie auszunutzen - wir sind selbst Natur.

Wir sind mitverantwortlich für schädigende Handlungen unserer Vorfahren und Nachkommen. Unsere Krankheit ist die ungeheuer starke Verdrängung des Gewissens. Deshalb müssen wir den sofortigen Stopp der Exploration und des Uranabbaus in Kanada und anderswo fordern.

Helmut Dörnatt
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