Offener Brief gegen die Massentötung von Rindern

Sehr geehrte Frau Ministerin Künast,

ich bin froh zu sehen, dass Sie den Versuch machen, aus der BSE-Krise heraus zu einer neuen Struktur in unserer Agrarpolitik zu kommen. Ich wünsche, dass in vielen Köpfen und Herzen der Menschen in unserer Gesellschaft, sich der von Ihnen angestrebte Wandel vollzieht und die Bereitschaft wächst, weniger Geld auszugeben für große Autos, einen bescheideneren Urlaub zu machen und dafür mehr zu investieren für gesunde Lebensmittel, die diesen Namen auch wirklich verdienen. In diesem Sinne - viel Glück, Mut und Kraft für Ihre Arbeit.

Was ich allerdings nicht nachvollziehen kann ist Ihre - wenn auch zögerliche - Bereitschaft, allein in der Bundesrepublik 400 000 Rinder und EU-weit rund 2 Millionen Tiere sinnlos zu schlachten und zu verbrennen. Allein in unserem Lande soll es damit eine Kette getöteter Tiere geben von München bis Hamburg. Das ist kein Rinderwahnsinn, das ist der reine Menschenwahnsinn zu dem ich nicht schweigen will und dieser Brief ist der Versuch eines Aufschreis im Namen der von uns Menschen gequälten Schöpfung.

Der Grund dieses Tötens ist nur indirekt die Krankheit. Nach einem BSE-Test ist der Verzehr dieser Tiere mit dem selben Risiko belastet, wie all das Rindfleisch das zum Verkauf angeboten wird. (Dass auch dieses Fleisch nicht risikofrei ist zeigt ja die Tatsache, dass die Metzger in den Schlachthöfen Schutzanzüge tragen müssen.) Also es gibt keinen Verzehr von Rindfleisch ohne Risiko. Warum ist es dann nicht möglich, die "überflüssig" gewordenen Tiere zu testen und das Fleisch zu niedrigen Preisen zu verkaufen oder es zu verschenken?

Aber bei der angestrebten Tötung geht es ja gar nicht um die Gesundheit der Bevölkerung sondern es geht um die Bereinigung des Marktpreises. Das aber ist ein unglaublicher Skandal. Es wird deutlich, dass die Verantwortlichen, in den Tieren keine Mitgeschöpfe sehen, die es, wie die gesamte Schöpfung, zu bewahren gilt, sondern Mittel, die benutzt werden, ohne Rücksicht auf Verluste gemästet werden, Sie werden in Tierfabriken in Massen gezüchtet, in einem kannibalischen Fütterungssystem mit den Überresten der eigenen Art hochgezogen, um sie dann je nach Marktpreis, beliebig und sinnlos abzuschlachten.
Sehr geehrte Frau Minister!

Sagen Sie NEIN zu diesem Wahnsinn. Belasten Sie nicht sich selbst, Ihr Ministerium, all die Menschen die an der Schlachtung beteiligt sind, unser Volk, mit einer solchen Tat. Der Schrei der sinnlos getöteten Tiere wird den Globus erfüllen bis dorthin, wo täglich Menschen am Hungertod sterben. Nehmen Sie den Rinderwahnsinn zum Anlass eine Bewusstseinsveränderung zu erreichen, um den Menschenwahnsinn zu beenden. Setzen Sie mit Ihrem NEIN ein Zeichen der Vernunft, ein Zeichen der Würde, ein Zeichen für das Leben!

Glück allen Wesen!

Kurt Kyu-Sei Österle, Pfarrer i. R., Zen-Meister, Altbäckersmühle, 56379 Sing-hofen



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